Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

„In Gott-erkennens“ bereits die reallogische Immanenz und nicht die bloß ideale Wesenheitsimmanenz annehmen dürfen”), da z.B. der Predigt Pf. 82 das logische Schema von Sein und Nichts bereits zu Grunde liest. Wie nun die Immanenz korrelativ war, so ist auch die Erkenntnis korrelativ: Wir erkennen nicht nur die Dinge in Gott, sondern au Gott in den Dingen (dies letztere nunmehr im logischen Sinne verstanden), der Welterkenntnis aus Gott entspricht die korrelative Weise der Gotteserkenntnis aus der Welt‘).

Die korrelativ immanente Erkenntnis: der Welt in und aus Gott, Gottes in und aus der Welt, ist somit Ausdruck der Seligkeit, die sich nunmehr bestimmen läßt als Erkenntnis des Mannigfaltigen in und als Einheit aus dem Ursprung. Diese Erkenntnis als Aktualität des logos ist gemäß der Korrelationsstruktur polar aufeinander gerichtet von Gott zu Ih, von Ich zu Gott durch und an Welt und ist doch im Wesen identisch: „Daz ouge dä inne ich got sihe, daz ist daz selbe ouge, dä inne mich got sihet: min ouge unde gotes ouge daz ist ein ouge und ein gesiht und ein bekennen und ein minnen“ (Pf. 96: 312,9). „In dem selben bekenntnis, da sich got selben in kennet daz ist aigenlich des abgescheiden geistes bekenntnis und enkein anders“ (Pf. 85: 151,7). Wie die Erkenntnis polar eins ist, so ist entsprechend auch die Seligkeit wesensidentisch und korrelativ- „des gerehten selikeit unde gotes selikeit ist ein selikeit, wande da ist der gerehte selic da got selie ist“ (Pf. 59: 189, 37 1)°®).

Je nach der besonderen Nuance, die der Korrelationsbegriff jeweils hat, ob er mehr die Polarität oder die Einheit betont, ferner nach der jeweiligen Entwicklungsstufe des Korrelationsproblems ist auch der Begriff der Seligkeit abgewandelt: Seligkeit entspringt aus dem Gottleiden‘®), dem Hören des göttlichen Wortes”), aus der Immanenz Gottes im Ich”), aus der Immanenz des Ich in Gott‘), aus der Einheit mit Gott‘®), aus der Wesenhaftigkeit der Seele‘*).

Darin bewährt sich die Reinheit der Religiösität bei Eckhart,

72) Pf. 31: 111,3; 46: 157,2 ff, 10; 82: 265, 17,24; 88: 286, 37; 98: 316, 32; BgTr. 17,4, 48,22. RdU. 10,1, 10, 15, 40; 11,16, 12,54 ff, 15,6, 15 f, 55,9, 39,19 ff; Pf. 66: 208, 10, 19, 97) Pf. 63: 198,7 ff: 84: 272, 6ff, 14, f. e5) Pf. 2: 15,26. ee) Pf. 50: 106,25; 74: 235, 28— 234, 4. 677) Pf. 58: 185,18. 878) Pf. 80: 258,29, 6) Pf. 79: 256, 11; 100: 325, 34 ff; BgTr. 26, 24 f. 880) Pf. 87: = Qu. 36, 8.

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