Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

liegt nicht im äußeren Werk, sondern im „Wesen“ des Wirkenden. Daraus folgert Eckhart den für seine Zeitgenossen aufreizenden Gedanken: Gott gebiete nicht das äußere Werk, denn das äußere Werk sei nicht göttlich und gut und Gott selber wirke es nicht“), weil ja Gott nicht aus sich herausgehen kann in die Faktizität. Heiligkeit und Güte liegt vielmehr im Wesen, das in die Werke hinausleuchtet und sie erst heilig und gut macht: „Nit gedenkt man heilikeit ze seczen auf ein tuon, man sol heilikeit seczen uff ein sin; wan die werk heiligend uns nit, sunder wir sollen die werk heilgen .. . wie heilig die werk ymmer sind so heilgen sie uns zemal nit als verr sie werk sind, mer: als ferr wir sind und wesen haben,als verr heilgen wir unser werk“ (RdU. 8,29)°®). Da der Akzent von dem äußerlich erscheinenden Werk völlig auf die Intention des Werkes zurückgezogen und der wirkende Geist nicht als Dasein, sondern als Wesen, logos begriffen ist, kann weder aus dem Werk selber, da es an sich ein reines Nichts ist, noch aus dem Geist ein Verdienst bewahrt werden als faktischer Bestand, auf dem der Mensch als auf seiner Leistung ausruhen dürfte, denn dann wäre die Aufgabe, zu wirken, wiederum auf ein Faktum beschränkt. Das Wirken der Güte besteht nicht im einzelnen Akt und läßt sich nicht messen nah der Zahl und Größe der einzelnen Akte, sondern sie ist Aktualität. sie unterliest dem Gesetz der Erneuerung des Wirkens, nicht im quantitativen, sondern im qualitativen Sirn der unaufhörlichen Neuspannung zum Werk“). In dem Begriff der Erneuerung des Wirkens kommt die Wesenseinheit des Wirkenden mit Gott zum Ausdruck als dem Begriff der wesenhaften Aktualität, und wie Gott in dieser seiner Aktualität selig ist, so ist es der Wirkende, der Gerechte, der Tugendhafte, der Gute, und beide polaren Glieder sind darin selig aus Finem, weil sie im Wirken und Wesen der Geredtigkeit in voller Unmittelbarkeit ihr Leben leben, das ewige Leben der Gerechtigkeit‘®).

#21) Den. 683 ob.

ee) cf. Pf. 15: 72,15, 12#,20f.50;73,1 ff: 37: 129,3ff: 40: 156, 31: 55: 178, 56 ff:' 95: 504, 15 ff.

Den. 574, 16 ff: III 456, 11 ff, 458, 11 ff: IV 319,1 ff, 520,4 ff, 352,5 f, 333 lce

628) Den. 572, 7—10, 574, 16 ff, 55, 5ff.

*®) Der Lebensbegriff im Sinn des ewigen Lebens spielt bei Edkhart eine große Rolle (wahrscheinlich unter dem Einfluß des Johannesevangeliums!). cf. Pf. 47: 159,1: 59: 189,26, 190, 20; 65: 204,5—21; 74: 253, 10f; 82: 265,35; 85: — I 152,17 f; 92: 302,38; IV 353, 15,

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