Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

der Güte”). Wie die Gotteserkenntnis, so ist auch die Liebe zu Gott wiederum vermittelt durch den Gegenstand „Welt“, weil nur an Welt aus Gott gewirkt werden kann. In diesem Wirken wird zu der bereits naturhaft existent gewordenen Welt (in der Erkenntnis) nunmehr die Welt als eine solche der Gemeinschaft der Menschen existent durch den charakteristischen Begriff des „ebenmenschen, ebencristen““), der aus dem bloßen Aggregat von Nebenmenshen eine Ganzheit macht als Gemeinschaft. Der Weg zu Gott vom Ich aus ist nur möglich durch und über diese Gemeinschaft als dem Feld der tätigen Bruderliebe: „Swer got minnet, als er in minnen sol unde ouch minnen muoz (er enwelle oder er welle) ... der muoz sinen ebenmenschen minnen als sich selben“ (Pf. 40: 156,7 ff)°*). Die Liebe zu Gott kann allein verwirklicht werden durch und als Liebe zum Nächsten. Die Bestimmung dieser Liebe geschieht durch das Strukturgesetz der korrelativen Immanenz, sie ist ein „deum in proximo et proximum in deum diligere“. Dadurch wird die Transcendenz und Wesensunterschiedenheit zwischen Gott und Nächsten aufgehoben und die Liebe zugleich als einzige bestimmt, in der es keine Gradunterschiede gibt. die in jedem einzelnen Akt sich total auswirkt”).

In engstem Zusammenhang hiermit steht die Lehre von den guten Werken, in der in besonders eindringlicher Weise bei Ec&hart die Revolution seiner Denkungsart in Erscheinung tritt. Seligkeit ist Aktualität des Wirkens aus und in Gerechtigkeit. Aber das Wirken wird nicht beurteilt nach der Erscheinung des äußeren Werkes, sondern nach dem Geist, aus dem das Werk geschieht. Wirkgrund und Werk unterliegen der logischen Schematik von Sein und Nichts. Jedes Werk an sich ist ein Nichts; es erhält Sein nur aus der es erzeugenden Gesinnung. Seine äußere Größe bringt nichts hinzu an innerem Wert, denn als Faktum ist es ein reines Nichts. Daher kann ein faktisch kleines Werk einem faktisch großen unendlich überlegen sein, weil sich erst aus dem wirkenden Geist ergibt, ob das Werk überhaupt „existent ist“, ob es vor Gott gilt. Heiligkeit und Würdigkeit 7) cf. Pf. 59: 189,37 4; Pred. 65! ss) Pf. 3: 19,4; 40: 136,8; 65: 202,24: 86: 278,40; 89: 289, 56 app.

s») Pf. 3: 18,35; 9: 33,29; 12: 61,32; 40: 156, 1ff; 66: 208,21 f; 86:

278,40: 92: 502,8; 96: 510, 10 ff.

», Den. 685 u.: Qui diligit Deum plus quam proximum, bene quidem, sed nondum perfecte, quia nee Deum in proximo nec proximum in Deum diligit, nam si sie diligeret utique itipsum et unum

diligeret. In uno autem non est plus et minus. Pf. 40: 156, 1 ff: 96: 310, 9—24.

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