Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

in ihr anknüpft‘*), faßt er diesen Gedanken sogleich in seiner prinzipiellen Weite und in seiner „logischen“ d. i. gesetzhaften Bedeutung, die die geschichtlich zufällige Einmaligkeit der Geburt Christi in Maria (das bloße Faktum, d. i. das Nichts) belanglos erscheinen läßt: „Ez ist gote werder, daz er geistliche geborn werde von einer ieclichen junefrouwen oder guoten s&le, denne daz er von Marien lipliche geborn wart“ (Pf. 88: 285, 11)””). Der Begriff der „Jungfrau“ hat nunmehr die allgemein symbolische, gesetzhafte Bedeutung der guten Seele (cf. Pf. 8:42,24: 45,1ff; 44,9). Die geschichtlih einmalige wunderbare Menschwerdung Gottes in Christus bedeutet für das Geschleht der Menschen zwar eine Würdigung und Erhöhung, aber doch nur im Sinn einer geschichtlichen Zufälligkeit, nicht prinzipiell, denn, so sagt Eckhart: „ich gebe niht vil dar umbe. Waz hülfe mich, het ich einen bruoder, der da w£re ein riche man und ich ein arme, er wise und ich ein töre? (waz hilft mich allez daz Kristus hat von natur und verdienter gaebi jnen der gnaden wan er hett gnad än mass den andern gnad ze geben, warent (= werlich?) ich gaeb nit vil darumb“ (Bra s) “®). Wir sahen bereits, wie Eckhart die Menschwerdung Gottes prinzipiell logisch faßt als Teilhabe an der allgemeinen Menschennatur und den Sinn der Menschwerdung Gottes darin sieht, daß der Mensch wiederum als Gott geboren werde: „War umbe ist got mensche worden? Dar umbe daz ich got geboren würde der selbe“ (Pf. 74: 255,25). „Wilt du der selbe krist sin unde got sin“, so heißt es Pf. 94: 506,55, so muß man sich als Menschennatur nehmen”). Wie belanglos die historische Gestalt Christi für Eckhart ist, zeigt ferner Pf. 15: 65,57. wo das Kommen Christi in die Welt rein im allgemein logischen, gesetzhaften Sinn der Gottesgeburt in der Seele gedeutet wird: „ ‚got hat gesant sinen einbornen sun in die welt‘, daz sunt ir niht verstän für die üzwendigen welt, als er mit uns az unde trance: ir sünt ez verstän für die inren welt. Alse werliche der vater in siner einvaltiger nature gebirt sinen sun natürliche, alse gew£rliche gebirt er in in des geistes innegestes unt diz ist diu inre welt“.

Wie die Geburt und Menschwerdung Christi so ist auch das Leiden und der Tod in der prinzipiell logischen Bedeutung von Edc<hart verstanden worden. Sein Leiden ist für mich nur Vorbild

70) ef. Pf. 25: bei Quint, Pred. M. E.s p. 274,90: 26: 100, 19: 28: 105, 14; 44: 150,4; 88: 285,7; S9: 289,6 ff app.

707) cf. Pf. 89: 288, 56 ff.

708) Pf. 13: 64, 22 ff.

e) cf. Pf. 66: 207, 55.

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