Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation, str. 83
er als eine superhabundancia bezeichnet wird (250,2f), denn darin liegt die Ansicht, Gott sei im Vergleich zur Kreatur ein Sein per excessum. Der Ausschluß des kreatürlichen Nichts bedeute nur einen Weg, das unendlich höhere Sein Gottes zu bezeichnen (die via negationis). Im weiteren Verlauf des Textes ergibt sich jedoch, daß diese Negation der Negation als eine Negation der Privation zu verstehen ist“), und daß in ihr die methodische Kraft des Satzes der Identität und des Widerspruchs sich bewährt, den Begriff seinem Inhalt nach absolut eindeutig zu machen und ebenso absolut jedes Heterogene von ihm auszuschließen: IV 251,6: Negacio ergo negacionis quam li unum significat, notat in termino significato adesse omne quod termini est et abesse omne quod oppositi termini est. Die Negation der Negation leistet aber nicht nur die absolute Reinheit der opponierten Termini, sondern zugleich auch ihre unaufhebliche Zuordnung in einem Begründungsverhältnis: Gott ist der Ursprung der Dinge. Daher darf die Einzigkeit nicht zum bloß Einen abgeshwäct werden”). Diese Folgerung ergab sich aus der Erläuterung an dem mathematischen Beispiel des Verhältnisses der monas zur Zahl: IV 252,2: Hoc est quod manifeste dicit Macrobius.... in haec verba: Unum quod monas, id est unitas, dieitur non numerus, sed fons et origo omnium numerorum. Damit ist der methodische Schritt getan zur Ersetzung des metaphysischen und transcendenten unum durch die mathematische monas als Grundlegung zur Konstituierung aller Zahl überhaupt. Die nun folgenden zwei neuen Beweise (duas raciones novas) für die Einzigkeit Gottes aus der Opponierung der Termini: unus numerus; unus — multido sind nur eine Wiederholung und Folgerung aus dem Vorhergehenden. Sie haben aber besondere Bedeutung dadurdı, daß Eckhart durch das bewußte und ausdrückliche Aufnehmen dieser mathematischen Beispiele die methodische Absicht ins hellste Licht rückt.
Gott ist kein transcendentes Sein, sondern er ist logos, Wesensursprung; das ergibt sih neben der Übernahme der mathematischen Methodenbegriffe auch aus dem Seinsbegriff. Das Sein und überhaupt die termini generales sind Grundlegungen, um das bloße Nichts des Mannigfaltigen zum Sein zu bestimmen. Das Mannigfaltige hat aber erst ein Sein in der „Seele“ d. i. im logos durch die Verknüpfung im Urteil (IV 390). Jene Begriffe sind
#) ]V 251,2: Significat enim li „unum“ ipsum esse in se ipso, cum
negacione et exclusione omnis nihili .... Omnis siquidem negacio negat aliquid esse, cuiusmodi esse carenciam dicit.
) IV 251,16: ..... quod deus non solum sit unus, sed eciam quod ipse unus tantum sive solus sit.
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