Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation, str. 84
die Instrumente der „Seele“, mit denen sie diese Leistung vollzieht. Ihre Erkenntnis ist nicht eine rezeptive, sondern eine proJektive; das Objekt ihrer Erkenntnis ist somit schon ihr Entwurf. Wir sahen, wie Ec&hart die species in der Seele als Frkenntnismittel, gleichermaßen zur Konstituierung des Seins der Dinge verwendet, um Erkenntnis und Gegenstand, Subjekt und Objekt wesensmäßig anzugleichen, damit Erkenntnis statthaben kann. In dieser gedanklichen Umgebung heißt es nun von Gott: Den. 587,20: Primus intellectus et intelligibile primum, deus, sub specie et formis sapientie ad intelleectum sapientis pertinent. Wenn aber beide: das höchst Erkennende und das höchst Erkannte zum Geist des Weisen gehören, dann besagt das nichts anderes als: Im Geist des Weisen als dem logos hat eine höchste Selbsterkenntnis statt (wir müssen hinzufügen:) am Gegenstand der Welt, da Gott als das Sein der Welt zu Grunde gelegt ist. Mit diesen rein „logischen“, idealistischen Gedankengängen wird nicht nur die Transcendenz Gottes aufgehoben, sondern es wird auch ein Begriff zerschlagen, der für die scholastische Theologie grundlegend ist: der Begriff der Trinität. Wir sahen bereits, wie Eckhart die divina generacio zu einem methodischen Schema der logishen Erzeugung mact. In der sprachlihen Bezeichnung sowie gedanklich ist freilih das alles noch mit traditionellen Vorstellungen verbunden. Die Aufgabe der Darstellung muß es daher sein, die historischen Intentionen des Autors herauszustellen; diese aber sind unter den mancherlei Bindungen an die Tradition deutlich zu fühlen: die Einzigkeit Gottes läßt schlechthin keine Trinität mehr zu. Wichtig ist freilich, zu bemerken, daß Eckhart sehr oft seine neuen Anschauungen neben die ihnen geradezu widersprechenden scholastischen stellt, als gingen sie mit ihnen conform. Dieser Bruch in seinem Denken läßt sich mehrfach zeigen“). Koch hat bereits darauf hingewiesen (M, E. u. d. jüd. Rel. Phil. d. MA’s 143, 146). Dieses Zugeständnis an die Tradition geht jedoch nicht so weit, daß die Interpretation zweifelhaft würde. Das hat selbst die Kirche bei der Zensur von Eckharts Schriften deutlich empfunden und diese Gefahr durch die Bulle zu bannen gesucht. Ich stelle einige die Einzigkeit betreffende charakteristische Texte zusammen:
II 450,5: perfectiora .. stantin uno, nec nume-
rantur, propter quod in qualibet natura et specie estunicus
angelus.
III 451,5: .. in Deo autem nee cadit numerus, nec multitudo,
nec negacio, sed mera affirmacio et plenitudo esse, seecundum
“) cf. Pariser Quaestio, Schöpfungslehre u. a.
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