Der Heilige Berg Athos : eine Symphonie. 3
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Aussichtswunder. So leiser Seegeruch nach Wasser, Gras und Gesundheit, ich liebe dich: bin tiefst an solche Seelengunst gewöhnt. Thasos, deine Höhen glimmen froh und rotlocken mich wie ein reifer Granatapfel; o vergangnes Gold und Wangenpurpur schimmern noch von deinen Felsen. O du unbetretne Ferne, ohne Fremdheit! Von dort kam Polygnot, der holde Maler der Hellenen; das sachte Sammetrot alter Klippen Samothrakes hat er lang bedacht, als Flamme iım Gestein erkannt, dann im eignen Geist, wie ein Geschenk der Hestia, bewacht. Den Herd der behutsamen Feuerseele im Herzen tragend, konnte Polygnot vor Apollo treten: Delphi war ihm heimatlich; dorthin sollte er gelangen, war doch Dionysos, aus Thasos’ Nachbarschaft, auf Pythias Boden gekommen; im Wettkampf erlag er Apollo, doch versöhnt herrschen nun beide, der Erblauer im Auge, den Mund voll Sonne des Ostens, und der Gott des Wohles bei den Toten, der morgenroten Wonne im Traum, beim kastalischen Quell. Vor dem Grab des Dionysos stand auf einmal Polygnot; und er stieg hinab in die Glutadern starrender Felsen: in der Lesche der Knidier gelang seine große Kunst. Das Reich des Hades hat er gemalt: die Qualen Gemarterter sagten ihm einst blutende Felsen in der Mittags-See Samothrakes. Doch Wogen des weinblauen Meeres heilten auch Wunden: und Dionysos zog, aus Asien erweht, Durchfreudigung bringend, ins Feuer der Gierkraftgehaschten. Das wußte der Sohn von T'hasos: Sehnsucht ward seiner Unterwelt dunkler Flammen Umranktheit. Sein Werk blieb Delphi zueigenst: war doch der Gründer des Heiligen Bezirkes ein Sohn des Apollo mit Thyia, der Priesterin, jungen Mänade im Thiasos des thrakischen Gottes. Die Kunst Polygnots
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