Der Heilige Berg Athos : eine Symphonie. 3
vollendete Delphi: er wußte das Lied vom Parnaß, den Hebrosgefilden entstammte der Reigen der Musen.
O Athos, wie flügelt mein Schauen hinaus zu den Schiffen, Seeadlern, Möwen. Träumt nun mein Auge im Hauch einer Seligkeit? Oft, dem Zwinkerblick gar klar, wie silbern, dann weich und in der Farbe veilchenleicht, dem Hinsehenden angenehm, bei stolzer Sonne: Samothrake. .
Imbros blinkt deutlich, bringt rosige Durchsicht: dort, hinterm Inselkristall, erhebt sich mir Ilion. Achilles im Harnisch: wie zittert das Meer! Erkennst du nicht Briseis in silbernem Zelt? Der Helena Flattergewandungermahnt an das Nahen von flammendem Aufbrand. Dochlebtdortnoch Hektor:oErnstdieserSonne!
Im Klostersöller eine große Biene: so folge ihr! Schon trittst du zu jungem Geruch. Jasmingerank: wie frei empor! — und vors Hinaus-auf-See ein heller Schmetterling und andre Bienen. Die goldnen Tiere führen mich, wenn sie auch bleiben; gar lockrer Schwebekette geh ich nach. Orangenduft! Bin ich im Tal der Nachtigall?
Noch einmal schlafen, wenn sie schlägt. Denn dann ist Hellas da: die klassische Walpurgisnacht. Sie streifte von Thessalien, genau auf Samothrake zu. Von den Kabiren sagte Schelling, wußte der Gewan-
derte im Geist zu'Weimar, Goethe. Einmal im Mai mag ich hier lagern, gar entschlafen! Hellas’ Hades
werde meiner habhaft; ich möchte der Moiren Weben
beschleichen, so wie ichs leise um jedes tiefe Geschehen tu. Erebos und Hades, ihr seid unzertrennlich gesondert wie Brustund Atem. In das Verschluchtungsdunkel muß ich schweben: erlerne das, Seele, auf Felsen in Hellas. Erwalle den Hades, damit du die Stimme des Erebos findest: sei Stern seiner Finsternis. Allherz!
14