Der Heilige Berg Athos : eine Symphonie. 3

» Ein Wunder! ‚so jubelten alle, war wieder geschehen! Man sang Halleluja; der Maler jedoch, der so.böse betroffne, erzürnte gararg: er packte die Hacke verwunderter Bauern und schlug sie ins Antlitz des Engels vom Herrn: das blutete warm auf. Da stürzte der ‚schuldige Neidhart zu Boden: ihn hatte der Schreck vor dem Wunder getötet. Die Mönche erbebten zu ernstest: kein Herz mehr bestand auf dem Namen des Engels: man nannte die Kirche, das liebliche Kloster, nach dem, der sich selbst offenbart hatte, einfach Zographos. So heißt es noch heute: der Maler. Die Schramme des Himmelsgesandten jedoch ist nicht wieder verheilt.

Ein Heidengeschmeiß warf bei Sturm sich einmal vor Simöpetras Felsen. Das Kloster war stark, unerklimmbar, doch stand in der Nähe ein Wunderkapellchen der heiligen Mutter, ‘gar voll von Behängen in Schmerzen Beschützter: viel Kettlein darunter und Ringe, auch Halsschmuck, eine seltsame silberne Zwiebel der Zeit. Die raubte am Abend die schweifende Rotte: bei Nacht kam ein Mönch, für das Öllicht zu sorgen; da sah er ein Wunder im Mai: er lief in das Kloster und holte den Orden Gottlobend herbei. Eine Nachtigall schlug holdes Wonneweh an: das kam aus dem Kirchlein! Aufs Wehmutswohl horchten nur wenig die Priester: schon flügelte selber die Heilspforte auf: Maria erstrahlte in grünlichem Zauber. Sie weinte. Ins silberne Händchen vom Jesuskind tropften die Tränen. Allheilige! rief die bezauberte Schar: Vergib, was geschah! Denn nun wußte man Wunder und Schande. Da wurde das Zitiern der Zähren gestillt. Die flehenden Mönche erkannten schon langsam das Licht ihres Staunens. Aus Leuchtkäfern war des entirdischten Weibes rundragende Krone: es trug

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