Der Heilige Berg Athos : eine Symphonie. 3
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den gelang schon das Werk. Alle Geistlichen waren erbaut; der Malermönch wünschte und sagte: „Wohl hat es ein Engel vollbracht!“ Da nagte der Neid bald in andern, die kamen, die Wände der Kirche mit Zierat zu schmücken: sie fürchteten, allzurasch könnte die Kirche bemalt sein und fertig. Noch hatten die Mönche den Schutzherrn des Klosters zu wählen versäumt: wen sollte die Großwand der Kirche aus Huldigungshand nun empfangen? Wohl glaubte so mancher, der Erzengel Gabriel habe das Wunder vollbracht; nach ihm nur konnte die Hochkirche heißen. Anderen wieder fiel ein, durch Michael sei dieses Schnellwerk gelungen. Und Hader entstand: den benutzten die streitenden Maler und meinten, der heilige Nikolaus sollte Beschützer des Großklosters heißen.
Sie wollten sein Bild gleich beginnen: es sollte an ehrendster Stelle vollendet, dann fromm von den Mönchen umfleht sein. Ein Neidhart begann alsogleich seine Arbeit: aber kein Werden entsprang. Die Pinsel und Farben vertrockneten gleich, als der Malende zugriff: wie verglast stand die Wand. Also der Heilige selbst, der Meersegner Nikolaus, wollte nicht Schutzherr des Klosters sein: er doch vermochte allein sofort alle Nässe und Frische dem malenden Mann vom Gerät zu entziehen. Das war wohl den Mönchen bedenklich; mit Argwohn betrachtete mancher den eifrigen Maler, den wunderlichst doch der erbetene Schutzgeist verschmähte; doch blieb man barmherzig und tat ihm kein Übel. Am Morgen, der kam, aber zierte ein herrlicher Engel, doch wußte kein Mönchssinnen welcher, den ehrenden Platz in der Kirche. Die Farben des vorigen Tages, die rasch hingetrockneten, waren verbraucht.
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