Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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könnten das Volk erbittern und zu einer Revolution verleiten. Indeſſen beweist dieſe Thatſache, daß ſeine Gerechtigkfeitsliebe, wo ſeine Revolutionsfurcht íns Spiel kam, nicht ſehr groß war, da er auf ſo einſeitige Anklagen beſtrafte, ohne den Angekflagten zu hören und ihm das in den Geſetzen gegründete Vertheidigungsrecht zu geſtatten. Dieſer unbedingte Glauben, welchen die heimlichen Anklagen bei ihm fanden, öffnete der Verleumdung freies Feld, und es unterliegt keinem Zweifel, daß die Spione der geheimen Polizei über den Punkt, ehrliche Männer anzuſchwärzen und ihnen Verbrechen, welche ſie niemals begangen, anzudichten, nicht allzu gewiſſenhaft waren, da ein k. k. Hofrath der Polizeiſtelle kein Bedenken trug, etwas Aehnliches zu thun.

Der in Deſterreich faſt allgemein bekannte Verfaſſer des „Schlendrian oder der Richter nach den neuen Geſeßen“ hatte dur<h den Plan zu einem Tagblatte, das politiſche Sieb, ſo ſehr den Beifall des Kaiſers erhalten, daß der Monarch ihn ſeiner Gewogenheit verſicherte und ihn öfter zu ſprechen verlangte. Vorzüglich fiel dem Kaiſer