Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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an der neuen Zeitſchrift der Titel auf; er forſchte, was ſie enthalten ſollte.

„Ew. Majeſtät,“ antwortete der Herausgeber auf Leopolds Frage, „es werden Ihre Verordnungen darin ſtehen und geſiebt werden, wenn der Kopiſt einen Schreibfehler beging; ferner will ich alle öffentlichen Beamten , die entweder nachläßig oder parteiiſch verfahren, ſieben; auch ſollen manchmal die Thorheiten des Adels durch das Sieb fallen, wiewohl ich faſt daran zweifle, denn fe: werden zu groß ſein.“

Leopold lächelte. „Die Verordnungen laſſen Sie weg,“ ſagte er, „die Uebrigen aber ſieben Sie tüchtig.“ Er gab darauf dem Verfaſſer ſelbſt noch hie und da Einiges an, was er dem Plane einverleibt haben wollte, und erkundigte ſich, wann das erſte Blatt erſcheinen würde. Auf die Antwort, daß es vor vierzehn Tagen nicht erſcheinen könne, war ihm dieſe Zeit zu lang. „Ich kann es nicht erwarten,“ äußerte er, „alle dieſe Menſchen geſiebt zu ſehen. Machen Sie ſo bald als möglich. Ich werde Ihnen auch Manches zum Sieben mittheilen.“ Der Redakteur, durch das gnädige Betragen des Kaiſers aufgemuntert, bat ihn, er möge