Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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¡ Durch die öftern Unterredungen, welche der Herausgeber des politiſchen Siebes mit dem Monarchen hatte (er mußte in jeder Woche zweimal zu ihm kommen), erhielt er mehr und mehr die Gunſt des Kaiſers. Leopold beſprach ſich mit ihm ganze Stunden lang und noch länger, erzählte ihm allerlei Anekdoten zum „Sieben“, wie er ſich ausdrüte, und vertraute ihm ſogar Manches, was ein kluger Fürſt nicht ſo leiht anvertrauen ſollte. Doch? es gehörte zu Leopolds Fehlern, daß er gern ſchwaßte und mit Geheimniſſen, einige wenige ausgenommen, gegen diejenigen, die ſeine Gunſt beſaßen, nicht zurü>haltend war. Indeſſen mißbrauchte der Verfaſſer des Schlendrians die Gunſt des Kaiſers nicht, arbeitete aus allen Kräften dem Hoffmann*ſchen Syſteme entgegen und rettete auh die Ehre manches Unſchuldigen , welchen dieſer würdige Mann als Jakobiner angegeben hatte.

Hoffmann , dem das Erſcheinen des politiſchen Siebes ein Dorn im Auge war, weil es mehr Abſaß fand als ſeine Schriften; der vorzüglich nicht leiden konnte, daß Leopold noch einem Andern als ihm ſeine Gunſt in ſo hohem Grade angedeihen ließ; der ſelbſt fürchtete, dieſe Gunſt wohl