Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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eilte er zum Kaiſer und ſagte ihm, der Herausgeber des politiſchen Siebes habe ein Pasquil gegen den Monarchen geſchrieben, wozu er von den Freimaurern erkauft worden ſei. Leopold , der zu geneigt war, jeder Anklage zu glauben, wurde gegen den vermeintlichen Pasquilanten ſehr aufgebracht. Als dieſer, nichts Böſes ahnend, an einem der folgenden Tage zum Kaiſer gehen wollte, ließ ihn Leopold mit den Worten abweiſen: „Der Kaiſer fönne feinen von Freimaurern gemietheten Pasquilanten ſprechen.“ Ein Vorwurf, welcher den Verleumdeten um ſo mehr befremdete, als er ſi auch nicht des leiſeſten Gedankens eines ſolchen Verbrechens bewußt war. Daß die gegen Hoffmaun verfaßte Schrift das Pasquil ſein ſollte, darauf konnte er um ſo weniger verfallen, als ſie auf Befehl des Kaiſers geſchrieben und mit Bewilligung der böhmiſchen Hofkanzlei gedru>t war. Von ſeiner Unſchuld überzeugt , beruhigte er ſich mit dem Gedanken, es müſſe ein Irrthum ſein, der ſich bald zu ſeinen Gunſten aufklären würde.

Leopolds Rache begnügte ſh nicht mit der dem fälſchlich angeklagten, ohne Unterſuchung verurtheilten Manne zugefügten Beſchimpfung. Am