Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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fortdauernde Geläute fonnte als Weiſer dienen: von ihm geleitet kam der Reiſende endlich an eine Flügelthüre , die ſich öffnen ließ und der Eingang zum Chore war, von dem man in die alterthümlich verzierte Kapelle hinunterſah. In einer Efe derſelben ſtand ein alter Mann und zog am Glockenſtri>e, der durch die Decke in den Thurm hinaufging. Er ſchien den Reiſenden, der ſih über die Brüſtung des Chores lehnte, niht zu bemerken, wenigſtens ließ er ſi{<h dur< deſſen Ankunft nicht in ſeiner Verrichtung unterbrehen. Endlich rief ihm dieſer ungeduldig zu, es ſei jezt in Gottes Namen genug, er möge heraufkommen oder ihm ſagen, wie er hinunterkommen könne.

Der Glöcner bli>kte auf, doch gab er fein anderes Zeichen , daß er den Anruf verſtanden habe.

Der Reiſende wiederholte ihn nun in böhmiſcher Sprache.

„Gleich, Herr,“ gab der Mann im nämlichen Idiome zur Antwort. Dann ließ er den Glockenſtri> fahren, näherte ſich dem Chore und öffnete die unter demſelben befindliche Thüre. Nach einigen Minuten erſchien er bei dem, der ihn gerufen hatte, und fragte, was zu ſeinen Dienſten ſtehe.