Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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„Ich möchte Euern Herrn ſprechen.“

„Meinen Herrn? Wen meinen Ew. Gnaden damit ?“

„Wen anders, als den Fürſten Löwenſtein ?“

„So, ſo. Aber Seine fürſtliche Durchlaucht ſind dermalen niht im Schloſſe.“

„Sagt mix alſo, wo i< ihn treffen kann.“

„Das fönnte ih jeßt ſo eigentlich niht ſagen.“

„Aber ex war doch geſtern im Schloſſe.“

„Geſtern, ſagen Ew. Gnaden ?“

„Ía, geſtern. Er kam von Prag zurü>.“

Der Mann beſann ſï{< ein paar Augenbli>e und erwiederte daun:

„Ich hab? ihn nicht geſehen.“

„Geſehen oder niht, Ihr müßt doch wiſſen, ob ex hier iſt.“

„Möglich, Herr, daß er hier iſt. Es iſ cin großes Schloß“ —

„Und Ihr ſeid, wie es ſcheint, der einzige Diener“ — '

„Behüte, Herr, die Livree iſt im andern Flügel.“

„Ich habe doch Niemand angetroffen.“

„Sie ſind wohl ins Dorf gegangen. Es iſ eine Hochzeit drüben.“