Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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eben ſo der Devotion, wie der Fürſt dem Luxus ergeben. Er hatte ſie in Madrid auf einer Sendung kennen gelernt, die er im Auftrag Joſeph des Erſten vollzog, und wie damals die Rede ging, gegen ihren Willen und nur der ungeheuren Reichthümer wegen geheirathet, deren muthmaßliche Erbin ſe war. Als aber ſpäter die ganz unerwartete Geburt eines Knaben, dem der größte Theil der Erbſchaft zufiel, die Hoffnungen des Fürſten vereitelte, ließ dieſer es ſeiner Gemahlin durch ein * ſo unwürdiges Benehmen entgelten, daß ſie ſich genöthigt ſah, bei dem Kaiſer dagegen Schuß zu ſuchen. Sie bat ihn um Erlaubniß, ſich für einige Zeit in ein Kloſter zurückziehen und dort den Werken der Frömmigkeit obliegen zu dürfen. Karl VI, ein gütiger und frommer Herr, geſtattete es ihr; doch ließ er ſein kaiſerliches Anſehen walten und befahl dem Fürſten, ſh während dieſer Zeit auf ſeine Güter zu begeben, nah Verlauf eines Jahres aber ſeine Gemahlin aus dem Kloſter zu holen und mit ihr am Hoflager zu erſcheinen. Der Fürſt that nah Kaiſers Willen und brachte ein Jahr auf ſeinen Gütern, meiſtens auf dem neuerbauten Schloſſe von Podhorowiß zu. Dort beſuchte