Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

ihn während ſeines Exils ein Edelmann aus einer der erſten gräflichen Familien Böhmens, der wegen ſeiner Frömmigkeit, insbeſondere wegen der Andacht , die er zum heiligen Johannes von Nepomuk, dem Märtyrer , trug , ſehr befannt war und unter dem gläubigen Volke großes Anſehen genoß. Was die Abſicht dieſes Beſuches war, wurde nicht genau ermittelt. Neugierde, das ſchöne, erſt vor kurzem fertig gebaute Schloß zu ſehen, fonnte es nicht ſein; man muthmaßte vielmehr , der fromme Graf habe den Fürſten, von deſſen Weltlichkeit er gewiß Kunde hatte, zu beſſern Geſinnungen bringen wollen und ſich zu dieſem Zwecke und um ſi höhern Beiſtandes zu verſichern, mit mehren Reliquien ſeines Lieblingsheiligen , des böhmiſchen Landespatrons verſehen. Einige hingegen ſagten, er habe die Abſicht gehabt, in Podhorowiß über ein wunderthätiges Bild des Heiligen, welches ſich ehemals in der Kirche des Dorfes befunden habe, hiſtoriſche Nachforſchungen anzuſtellen und es wo möglih in ſeinen Beſitz zu bringen. Auch nahm der Edelmann ſeine ſ<öne Gemahlin mit, die, wie man ſagte, etwas weniger fromm war als ihr Gemahl, wahrſcheinlich , weil er wußte, daß weibliche Ueber-