Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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„ Drittens würde ihm ja dadurch, je länger er ſiße, die Gelegenheit benommen, früher wieder ſtehlen zu fönnen.“

Natürlicher Weiſe gerieth der Kaiſer über die Grundſàße, welche der zur Verantwortung gezogene Magiſtratsrath zu ſeiner Entſchuldigung geltend zu machen verſuchte, in die größte Entrüſtung. „Stellen Sie ſh vor,“ ſagte er zum Hofrath G *, mit dem er zuweilen über Juſtizgegenſtände zu konverſiren pflegte, „ih habe die Vertheidigung des Martinolli bekommen. Das iſt zu arg. Geſunden Verſtand ſollte doch jeder Chriſtenmenſh haben; aber das iſt ſo unvernünftig, wie man es nur von einem Narren erwarten kann. Seine Frau hat für ihn vorbitten wollen, allein ich habe ſie niht vorgelaſſen; denn ſo ein ſle<ter Judex verdient keine Gnade.“

Daß Martinolli, ſo aufgebracht Leopold gegen ihn war, dennoch nicht kaſſixt, ſonderu nah einem Monat wieder in Amt ünd Beſoldung eingeſeßt wurde, verdankte er einer mächtigen Fürſprache , die der Monarch zu berückſichtigen für gut fand. Vielleicht ahnte Leopold, welchen wichtigen Dienſt