Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

— 160 —

verſchiedenen Parteien kämpften auf dem Reichstage und bei den Komitatsverſammlungen um die Dberhand, und haßten einander no< mehr, als die joſephiniſchen Reformen. Welche Beſorgniſſe fonnten dieſe unruhigen, unter ſich nichts weniger als einverſtandenen Parteien einflößen ? Jede würde der andern entgegen gearbeitet und ſie alle drei ſih ſelbſt geſtürzt haben. Selbſt wenn ſie einig geweſen wären, hätten ihre Unternehmungen ohne große Schwierigkeit vereitelt werden können. Eine zahlreiche, krieggewohnte, dem Monarchen ergebene Armee ſtand an den Grenzen, ſtark genug, nicht nur die Angriffe der dur< ſo viele Niederlagen geſchwächten Feinde von Außen abzuwehren , ſondern auh die unruhigen Magnaten im Lande ſelbſt im Zaume zu halten; ja es wäre zu dem Lettern nicht einmal eine militäriſhe Gewalt nöôthig geweſen. Waren es Freiheiten, Vorrechte, Privilegien des dritten Standes, welche Joſeph angegriffen hatte? Es waren ſolche des Adels, die den nüßlichſten Stand im Staate, den Bürger- und Bauernſtand, drü>ten, die Glieder deſſelben aller Menſchenrechte beraubten und zu Laſtthieren des Edelmannes herabwürdigten. Dieſer