Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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ihnen Leopold ihre Freiheiten und Vorrechte oder die ſogenannte Joyeuse-entrée zugeſichert hatte. Aber Leopold begnügte ſ{< nicht damit, daß die Niederländer zum Gehorſam zurücgeführt waren, er _wollte-auh ihre Liebe beſizen. Jn dieſer Abſicht erließ er eine Denkſchrift an ſie, in der ex das Andenken ſeines großen Bruders antaſtete, indem er in Ausdrü>en, welche für Joſeph eben nicht die ſchouendſten waren, ſeine Mißbilligung über Alles ausſprach , was dieſer gethan hatte. Allein dieſe Deúûkſchrift machte auf die Niederlän“ der gerade die entgegengeſetzte Wirkung, und es war nur der Ausdru> der allgemeinen Geſinnung, was einer der erbitterſten Feinde Joſeph's in Brüſſel ſagte: „Tl est vrai, nous haïmes Joseph ; mais nous méprisons Léopold.“

So trübe der öſterreichiſche Horizont bei Leopold’s Thronbeſteigung war, ſo gefährliche Gewitter loszubrechen drohten; ſo hatte doch Leopold auf ſeine Weiſe :glü>lih, wenn gleich nicht zur Zufriedenheit vielèr Bewohner ſeiner Staaten, die finſtern Wolken zertheilt, und ihm lächelte im zweiten Jahre ſeiner Regierung ein heiterer Himmel. Aber-auch für die Zukunft ſollte kein Sturm