Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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von ſeinem Tode ſchon erſcholl, ehe man in Wien noch wußte , daß er frank ſei. In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar klagte er über eine kleine Unpäßlichkeit, die man um ſo weniger für bedeutrend hielt, als er ſh am 28. und 29. Februar wieder beſſer befand; ja ſelbſt am Morgen des 1. März antwortete man auf Erkundigungen um des Kaiſers Befinden: er ſei ganz wohl; und Nachmittag um halb vier Uhr war er nicht mehr. Sein Geiſt trat die Reiſe in die Ewigkeit an, ohne daß er die bei den Katholiken üblichen Sterbeſakramente empfing. Man ließ zwar in Eile einen Geiſtlihen kommen, aber nur um das Publifum glauben zu machen, Leopold ſei ſo, wie es einem guten katholiſchen Chriſten gebührt, aus dieſer Welt geſchieden.

Ueber die Urſache ſeines \o ſchnellen Todes wurde verſchieden geurtheilt. Viele muthimaßten, er ſei vergiftet worden; auch wurden wirklich ein gewiſſer Colombeau, Hofmeiſter bei dem Reichsvizekanzler Fürſten von Colloredo, nebſt zwei Andern in Verhaft genommen. Von dem erſtern hieß es, er habe dem Kaiſer bei der Krönung zu Prag Gift beigebracht. Was auch an der Sache ſein

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