Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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der andere Nachtheiliges über denſelben geſagt hatte; überhaupt behielt gewöhnlich Recht, wer am leßten bei ihm war, wenn er glei<h von früher vorgebrachten Gründen überzeugt geweſen zu ſein ſchien. Wer ſh ſeiner Gunſt rühmte, verlor ſie auf immer und empfand ſeine Ungnade auf das ſtrengſte, wie dies einem gewiſſen Stiebert begegnete, der ſehr viel über den Kaiſer vermochte. Er hielt ungemein viel darauf, daß man von ihm glauben ſollte, er herrſche allein. So ſehr er den Adel begünſtigte, ſo wenig war er ihm wirklih gewogen, und es freute ihn, wenn die Geißel der Satyre dieſen Stand traf. Er ſchien, beſonders an Audienztagen, gewaltig zu arbeiten, und hörte diejenigen, welche ihm ihre Anliegen zu offenbaren famen, ſelten mit Aufmerkſamkeit an; ja Manche hatten ſich kaum dem Tiſche, an dem er ſaß und ſchrieb, genähert , als ſe auch ſchon wieder mit ſeinem gewöhnlichen: „Servus!“ entlaſſen wurden. Faſt den ganzen Tag fkaute er von ihm ſelbſt verfertigte Diabolini, die aus den hißigſten Ingredienzien zuſammengeſeßt waren. Die Trauer um Leopold war nicht groß; Viele hatten ihn ſogar gehaßt. Vielleicht hätte er, wenn