Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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niſſen, aber dafür rei<h an Frömmigkeit und Andacht, war der Oberſthofmeiſter , unter deſſen Aufſicht der künftige Beherrſcher ſo vieler Millionen aufwuchs, von welchem dieſer, wie man allgemein behauptete, ſelbſt auf dem Throne noh geleitet wurde.

Als Franz von Florenz nah Wien kam, wo er unter den Augen ſeines Oheims die ſchwere Herrſcherkunſt erlernen ſollte, wurden ihm Lehrer an die Seite gegeben, in deren Wahl Joſeph einen Fehlgriff gethan hatte. Ein Erxjeſuit — in dieſem Worte liegt Alles begriffen — Namens Diesbach, und Herr von Schloißnig erhielten dieſe ſo wichtigen Stellen. Jener unterließ niht, den Samen der Frömmigkeit, den Graf Colloredo in die Seele ſeines Zöglings geſtreut hatte, wo er auf einen guten, fruchtbaren Boden fiel, ſorgfältig zu begießen, vor allem philoſophiſchen Unkraute zu bewahren und zur erwünſchten Reife zu bringen. Dieſer ſollte den Erzherzog in den Rechtswiſſenſchaften unterrichten; aber ſtatt xtit ſeinem Zögling im Corpus Juris herumzuwühlen, fand es Herr von Schloißnig für das künftige Wohl“ der öſterreichiſchen Staaten nüßlicher, demſelben in der