Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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Kunſt, niedliche Vogelbauer zu verfertigen, Unterterricht zu geben. Auch unterwies ex ihn, auf welche Art Stühle, Tiſche und Kommoden am ſchönſten und dauerhafteſten mit Firniß übertüncht werden können.

Dieſe Beſchäftigungen des künftigen Thronfolgers, ſo großes Vergnügen ſie dem Erzherzoge ſelbſt machten, hatten doh nichts weniger als den Beiz fall ſeines Oheims. Joſeph verwies ſeinem Neffen eine ſolche dem künftigen Beherrſcher eines großen Reiches nicht geziemende Verwendung der koſtbaren Zeit erſt durch gütige, dann durch ernſtlihe Ermahnungen auf das nachdrüklichſte. Allein er mußte mit Mißvergnügen und Bedauern ſehen, daß ſeine wohlgemeinten Ermahnungen fruchtlos waren, weil jeder wiſſenſchaftlihe Unterricht den Erzherzog anekelte und dieſer nur an tändelnden, eines zum Manne reifenden Jünglings, no< mehr aber eines Thronfolgers unwürdigen Spielen Vergnügen fand, wodurch er ſich ſchon damals vielen Tadel zuzog. So geſchah es unter Anderm, daß in einem der Tagblätter, deren unter Joſeph Il. eine große Anzahl erſchienen, die aus einer auswärtigen Zeitung entlehnte Nachricht ſtand, der Erzherzog ver-