Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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kürze ſich mit ſeiner Gemahlin täglich Abends die Zeit dur eine Kammermuſik, bei der die Erzherzogin die große Baßgeige, der Erzherzog aber die ſogenannte Holzfidel, oder wie man in Wien ſagt, das hölzerne Gelächter ſpiele. Ueber dieſe freilich ni<t ſehr erbauliche Neuigkeit wurde der Erzherzog , dem ſie zufällig zu Geſicht kam, gewaltig aufgebracht; er beſchwerte ſich bei dem Grafen Cobenzl, der unter Kaunitz der Haus- und Staatskanzlei vorſtand und die auswärtigen Geſchäfte beſorgte, über die Vermeſſenheit des Zeitungsſchreibers und trug ihm auf, demſelben wegen der Aufnahme dieſer Nachricht einen ſcharfen Verweis zu geben.

Graf Gobenzl hatte nichts Angelegentlicheres zu thun, als ſich dem künftigen Kaiſer durch die Bereitwilligfeit und Eile zu empfehlen, mit welcher er deſſen Aufträge erfüllte. Der Herausgeber des Blattes wurde in die Staatskanzlei berufen und Graf Cobenzl redete ihn mit ernſter Amtsmiene alſo an:

„Was unterfingen Sie ſich, dieſe Nachricht aufzunehmen?“ Dabei deutete er auf die anſtößige Stelle,