Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

als Regierungsrath und Stadthauptmann nach Wien. Im zweiten Jahre der Regierung Leopolds ſah er ſch zum Hofrathe ernannt, bekam jedoch kein Departement oder, wie es in Deſterreich heißt, Referat. Da er in dieſer Eigenſchaft bis zur Thronbeſteigung Franz IL. diente und nichts zu thun hatte, vergnügte er ſich manchmal in Geſellſchaft der Grafen Herberſtein, Karl Harrach und Joſeph Pergen mit der Feldjagd, bei welcher dieſen Herren einmal das Unglück begegnete , daß durch einen unvorſichtigen Schuß auf ein Strohdach Feuer ausfam, welches beinahe ein ganzes Dorf in Aſche legte und einen gerichtlich ermittelten Schaden von 17000 Gulden verurſachte. Die Gemeinde klagte auf Schadenerſatz, und es iſt nicht zu zweifeln, daß ihr die ſtrenge Unparteilichkeit der oberſten Iuſtizſtelle habe Recht widerfahren laſſen; denn dieſer Gerichts8hof iſt ſtets den geraden Weg gegangen und hat ſich durh den Muth, mit welchem er dem Monarchen, wenn durch deſſen oder der Miniſter Machtſprüche Jemanden Unrecht geſchehen ſollte, nachdrü>liche Vorſtellungen machte, in ganz Deſterreich verdiente Hochachtung erworben.

So feſt Colloredo’s Macht gegründet war, ſo