Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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unumſchränkt ex herrſchte, ſo mußte er ſie doch mit ſeinem Mitregenten theilen (in Wien nannte man dieſe Zwei nicht anders, als die beiden Kaiſer), und da jeder von ihnen bei ſeinen Handlungen nur ſeine Privatabſichten im Auge hatte, da des Grafen Colloredo Plane nicht immer dem Vortheile des Herrn von Schloißnig günſtig waren, ſo entzweiten ſie ſich bald und kehrten die Waffen, mit denen ſie kurz vorher ihre gemeinſchaftlichen Gegner beſiegt hatten, gegen einander. Die Partei des Grafen Colloredo, der Schloißnig ein Dorn im Auge war, weil er der Gewalt des Kabinetsminiſters das Gleichgewicht hielt, bot Alles auf, den gefährlichen Nebenbuhler zu ſtürzen. Der Verſuch, einen Mann um die Gunſt des Kaiſers zu bringen , dem dieſer ſehr zugethan war, weil er ihm die Geſchicklichkeit in manchen ihn ganz beſonders unterhaltenden Künſten verdankte, war lange nicht ſo gefährlich, als er es zu ſein ſchien, da Schloißnig ſeinen Feinden ſelbſt in die Hände arbeitete. Der Kabinetsrath, dem es an Klugheit und Geſchmeidigkeit fehlte, um ſich auf ſeinem allgemein beneideten und eben deswegen angefochtenen und \{lüpfrigen Poſten zu erhalten, machte ſi