Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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einziger auf die rechte Straße geführt hätte, und er würde vielleiht noh zwanzig gegeben haben, wäre nicht Herr von Schloißuig ſo gütig geweſen ihm zu ſagen: „Sie bemühen ſh umſonſt. Sie werden nichts erlangen, denn ih bin Ihr Feind, weil Sie meinen Freund Gemmingen in der Schrift gegen Hoffmann beleidigt haben. “

In der feſten Ueberzeugung, daß es unmöglih ſei, ihm die Gunſt ſeines Zöglings zu rauben, betrug ſh Schloißnig, wie man ſagte, unbeſcheiden ſogar gegen die Kaiſerin. So viel iſt wenigſtens gewiß, daß er es ſehr oft an der gebührenden Ehrfurcht fehlen ließ. Ein Fehler, der ihm um ſo weniger zu verzeihen iſt, als er ſehr gut wußte, daß Maria Thereſia Alles über ihren Gemahl vermochte. Seine Gegner benüßten die Unflugheit, ſchmeichelten der Kaiſerin, wo und wie ſie fonnten, und wußten ſie immer mehr gegen Schloißnig aufzubringen. So gelang es ihnen, dieſe Frau, die das Herz und folglich den Willen des Kaiſers in ihrer Gewalt hatte, mit in den Bund zu ziehen, und mit Hülfe dieſes mächtigen Alliirten ſiegte Colloredo und ſeine Partei. Schloißnig wurde plößlich und ohne daß er dieſen Schlag auch