Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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Galotti mit einem Male genug, denn das Stück macht mir ſchre>li<he lange Weile ; hingegen den Bettelſtudenten kann i< hundert Mal hinter einander anſehen.“ Ju der That war dieſe Poſſe das Lieblingsſtü> des Hofes, und wenn beide Majeſtäten ſ< einen re<t vergnügten Abend im Theater machen wollten, mußte der Bettelſtudent gegeben werden.

Ein Transport gefangener Franzoſen, welche nah Ungarn gebracht werden ſollten, hielt in der Gegend um Wien, zu Baumgarten und Hütteldorf, Raſttag. Die Fürſtin Paar, eine geborne Gräſin Buquoi, eine Dame voll Geiſt und von dem edelſten Herzen, hatte dort ihren Sommeraufenthalt genommen. Sie ſah dieſe unglü>lichen Gefangenen, abgeriſſen, ausgehungert, matt und entkräftet, in den Hütten, und gerührt von dem Elend dieſer armen Schlachtopfer des Krieges, vergaß ſie, daß die unbewaffneten, von Leiden aller Art entſtellten Gefangenen gegen die Armeen des Kaiſers als Feinde geſtritten, und erbli>te nur die unglülichen Menſchen in ihnen. Ihre eigenen Söhne dienten im Felde. Vielleicht hatte das wechſelnde Kriegsglü> auch ihnen das nämliche trau-