Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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denn es hieß von ihnen, daß ihrer hundert und mehr vor zehn, fünfzehn, höchſtens zwanzig öſterreichiſchen Soldaten überall, wo ſh dieſe nur ſehen ließen, ohne Gegenwehr davon liefen. Man hielt ſo wenig von der franzöſiſchen Armee und verachtete die Kämpfer für Freiheit und Gleichheit ſo ſehr, daß ein öſterreichiſcher Hauptmann, deſſen Regiment Befehl erhielt, nah den Niederlanden aufzubrechen, im bramarbaſirenden Tone ſagte: „Ich. bin noch unentſchloſſen, ob ih meine Hegzpeitſche oder meinen Degen mitnehmen ſoll; denn ih glaube, ih werde die erſtere mehr als den leßtern brauchen.“ Der nämliche Hauptmann wurde aber bald uach ſeiner Ankunft in den Nie‘derlanden in einem Scharmüßel, bei dem die Deſterreicher viel zahlreicher waren, als die Franzoſen, verwundet und gefangen. Bei ſeiner Zurü>funft nah Wien fragte ihn ein alter Offizier, der ſeine frühern Prahlereien ſtillſchweigend und mit Bedauern angehört hatte, warum er denn ſeine Hetzpeitſche niht beſſer gebraucht und ſich von ſolchen feigen Kerlen habe gefangen nehmen laſſen.

Gegen den Herbſt des nämlichen Jahres wen-