Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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dete ſich das Kriegsglück, welches ſich Anfangs den Alliirten günſtig gezeigt hatte. Der Herzog von Braunſchweig mußte ſich aus der Champagne zurückziehen; Longwy und Verdun öffneten wieder den Franzoſen die Thore, und Dumouriez zwang die Deſterreicher, ihren Bundesgenoſſen auf dem Nückzuge Geſellſchaft zu leiſten, und eroberte die Niederlande. Auf dieſen Schlag war man gar nicht vorbereitet; man hatte ganz ſicher geglaubt, dem guten Ludwig längſtens im Dezember mit der unumſchränkten Monarchie ein Weihnachtgeſchenk zu machen.

Wie in den Niederlanden, ſo drangen die Franzoſen auh am Rheine vorwärts und eroberten unter Luckner Mainz, die Hauptfeſtung Deutſchlands. Nun hielt man in Wien Konferenzen über Konferenzen; im Hoffriegsrathe wurden Plane auf Plane entworfen und verworfen; zwiſchen Wien und Berlin kreuzten ſih die Kuriere, um Antwort zu bringen und zu holen auf die große Frage: „was bei ſo geſtalteten Sachen zu thun ſei?“ Das Reſultat war, daß man beſchloß, was man gleich im Anfange des Krieges hätte beſchließen