Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

Nigelhuber, friſiren Sie den Herrn Domſcholaſtikus noch immer ?“

„Ew. Hochwürden aufzuwarten. Des Herrn Domſcholaſtikus Gnaden ſind ſehr herablaſſend und gelehrt, leſen auh franzöſiſ<. Sehe wenigſtens auf ihrem Tiſche oft franzöſiſche Zeitungen liegen. Geſtern, als ich ſie bediente, laſen ſie ganz außerordentlich aufmerkſam in einem Blatte, das, wenn ih recht geſchen habe, le Monitär heißt. Dann ſagten ſie zu mir: „Ich bedaure Sie, Herr Nigelhuber, das Jahrhundert der Perrücken wird bald vorüber ſein. Verlegen Sie ſich auf eine andere Profeſſion. Werden Sie z. B. Laternenanzünder.“ Des Herrn Domſcholaſtikus Gnaden belieben nämlih manchmal ſehr ſpaßhaft zu ſein. Ich erinnere mich noh recht gut, als ich ihnen die Nachricht von der Erſtürmung der Baſtille brachte, fragten ſie mich: „Hat ſich fein Friſeur dabei ausgezeichnet?“ „Ew. Hochwürden und Gnaden,“ antwortete ich, „das Korps der Haarkräusler iſt ſtets monarchiſch geſinnt geweſen.“

„Sie ſind ein gewandter Mann, Herr Nigelhuber, und ein feiner Beobachter. Sie ſagtenfrüher, die Trauer um den verſtorbenen Kaiſer