Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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Tochter eines unter Joſeph ſehr angeſehenen Beamten, der im zweiten Jahre der Regierung Leopolds von den Geſchäften entfernt worden und bald darauf geſtorben war, ohne Vermögen zu hinterlaſſen. Ueber dieſes Mädchen gingen allerlei Gerüchte. Die Meiſten hielten ſe für eine Abenteurerin gleih der Baronin und beide für Verbündete, die ihre Schönheit als Kapital zuſammengelegt hätten und gemeinſchaftlich ausbeuteten. Daß die Polizei ihnen nichts in den Weg legte, darüber wunderte man ſich niht; man hatte ſogar einige Gründe zu vermuthen , ſie ſtänden unter ihrer ganz beſondern Protektion. - Einige wollten {hon öfter den Grafen Saurau aus dem Hauſe kommen geſehen haben; Andere widerſprachen dem wieder und behaupteten, ſie hätten in der Wirkſamkeit der beiden Damen einen Zuſammenhang mit der contrerevolutionären Partei in Frankreich entde>t. Aber die jungen vergnügungsſüchtigen Kavaliere, welche das Haus in der Wallnerſtraße beſuchten, kümmerten ſh wenig um alle dieſe Vermuthungen, und ließen ſ{< einer na<h dem andern von Reizen bezaubern, die ihnen gar nicht verdächtig vorfamen .