Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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Was man ſich über das Verhältniß der Baronin Saintva! und ihres Geſellſchaftsfräuleins zur Polizei zuflüſterte, mochte gegründet ſein oder nicht, es war nur ein Faden des großen Gewebes, mit dem dieſe zur gefürchtetſten Staatsgewalt aufge\{wollene Helfershelferin despotiſcher Miniſter die Opfer zu umſtri>en beabſichtigte, welche das Anſehen und die Macht Colloredo’s, Thugut’s und ihrer Genoſſen auf immer befeſtigen helfen ſollten. So plump wie Hoffmann wollte man nicht zu Werke gehen, und blos die Freimaurerliſten zu Proſfriptionsliſten machen — man konnte dies auch nicht wohl, theils weil auf dieſen Liſten Männer ſtanden, denen ſi<h auf keine Weiſe beikommen ließ, theils weil es nicht thunlich war, den Vertilgungskrieg gegen eine Brüderſchaft zu beginnen, zu der ſonſt einige Häupter der jezt am Staatsruder ſtehenden Partei ſelbſt gehört hatten. Zudem war in den Reihen der Mitglieder geheimer Verbindungen eine immer ſteigende Deſertion eingetreten, ſeit die Jakobinerfurcht, welche den Herrſcher und die ihm zunächſt ſtanden, angeſte>t hatte, gefährlichere Wirkungen zu äußern anfing. Da man alſo das Schauſpiel einer Hetze, gleich der Jlluminaten-