Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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die Gräuel nicht, die man im Namen der Freiheit beging — auch in Hebenſtreits Augen nicht entſchuldigten ſe niht einmal, aber es ließ ſich fragen, warum diejenigen, welche niht Worte genug fanden, um ihren philanthropiſchen Abſcheu vor der Guillotine auszudrüen, die wenigſtens ſchnell tödtete, warum dieſe die Schuld davon nicht, wie es ſich gebührte, denen zuſchrieben, welche die Republik dadurch, daß ſie ihr den Vernichtungskrieg angedroht hatten, zwangen, die Angriffe der Tirannei von außen durch Tirannei von innen abzuwehren. Warum beruhigten dieſe Philanthropen ihre zarten Gemüther ſo leiht über das tauſendfach \{limmere Elend, welches allein die Kriege der Könige, in denen ſie meiſtens um nichtige Vorwände ihre willenloſen Völker zur Schlachtbank führten, über die Menſchheit gebracht, und entſeßten ſich ſo tugendhaft über die Irrthümer eines auf das Aeußerſte gebrachten Volkes? Solche Heuchelei dünkte Hebenſtreit haſſenswerther als die Erbitterung, mit welcher die Privilegirten den Heerd der Revolution zerſtören und ihren Fortgang um jeden Preis aufhalten wollten. Aus dieſen ſeinen Ueberzeugungen machte Hebenſtreit kein Geheimniß ; 11