Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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„ Diesmal haben wir feine Störung zu beſorgen. Segen Sie ſi, wenn es Ihnen gefällig iſt. Ich will anfangen, wie es in dem Mährchen heißt: Es war einmal ein junger Mann und ein Mädchen, die ſich liebten. Sie war \{ön und leichtſinnig, er großmüthig und tapfer. Sie liebten ſich, wie geſagt, und hätten ſih gerne geheiratet nein, ſo geht es niht, ih will anders anfangen. Es war einmal ein reicher, mächtiger und leider eben ſo gewaltthätiger als mächtiger Prinz. Dieſer warf ſeine Augen auf ein Mädchen , das einen edeln und tapfern Krieger zum Geliebten hatte. Je weniger er hoffen fonnte , ſeine Leidenſchaft zu befriedigen, deſto glühender wurde ſie, und endlih beſchloß er Alles anzuwenden, um in den Beſitz des Mädchens zu gelangen. Er erkaufte ihren Dheim, einen geizigen, heuchleriſchen Alten, und dieſer lieferte ſie in die Hände des Prinzen, der ſie auf eines ſeiner Schlöſſer führte und dort gefangen hielt. Gefangenſchaft mußte man es heißen, weil dem Mädchen die Freiheit fehlte; vergaß ſte, daß ihr dieſe abging, ſo konnte ſie ſh eine Königin glauben. Alles, was der rafſtnirteſte Luxus erſinnen kann, ſtand ihr zu Gebote, ihre Winke