Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

— 254 —

rer und Ihrer Gefährten entledigen, ohne daß ein Laut von Ihnen das Ohr des Kaiſers erreicht. Sie ſind verloren, wenn Sie nicht heute, in dieſer Stunde noch, fliehen.“

» Ich fliehe niht — mögen ſie mich tödten vielleicht wird das Maß ihrer Verbrechen damit voll, und dieſes Volk erwacht aus ſeinem Schlafe und zermalmt ſeine Unterdrücker. Vielleicht keimt aus meinem Blute die Saat der Freiheit — o ih gäbe tauſend Leben hin um dieſen Preis! Anna, erinnerſt du dich no< jenes Abends, an dem wir zuſammen ‘in die Loge gingen? Es wird ſh erfüllen, was ih dir damals voraus ſagte. Laß mich ſterben, Anna — iſt der Tod um der Freiheit willen niht \<<öner, iſt er nicht wünſchenswexrther , als ein Leben ohne Liebe, als eine troſtloſe, einſame Zukunft , wie ſie mir bevorſteht ? Laß mich ſterben — “

„Ich will mit dir fliehen, Joſeph.“

Er blicte ſie traurig an und ſchüttelte verneinend den Kopf. „Was geſchehen iſt, hat zwiſchen uns eine unüberſteigliche Kluft geöffnet. Der Tod allein kann ſe ausfüllen — dort, Anna, werde