Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

ich dich wieder finden, die mir hier auf Erden eine Verlorne war. Laß mich ſterben.“

„Ich will mit dir ſterben, Joſeph.“

„Lebe, Anna, und liebe die Freiheit, liebe das Vaterland. Es werden Zeiten \{werer Prüfung über dies Reich kommen — gehe auch-du geläutert aus ihnen hervor. “ Ein Abgrund hat ſ< aufgethan, und exſt, wenn Millionen Thränen und Millionen Blutstropfen vergoſſen ſind, wird er ſich wieder ſchließen, und der Boden, den Blut und Thränen gedüngt haben, der Menſchheit Früchte tragen. Beſchleunige, ſo weit an dir iſt, den Anbruch des Tages, an dem die verjüngte Welt ihre Auferſtehung feiern wird. Wirf ‘den Flitterſtaat von dir , der dich umgibt — verſchließe dein Haus dem prunkenden Laſter, das hier aus- ‘und einging, und öffne es der Armuth, dem Unglück; den Verfolgten, wie du es mir in dieſer Stunde geöffnet haſt. Lebe wohl, Anna!“ Er wendete ſich von ihr ab, der Thüre zu. Sie weinte ſtill und barg ihr thränenheißes Geſicht in den Kiſſen. Da fehrte er, von ſeinen Gefühlen übermannt, noch einmal zu ihr zurü>, küßte ſie auf die Stirne