Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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minalunterſuchung geeignet erklärt wurde, eine Kommiſſion von zwei Magiſtratsräthen niederſeßte, welcher der Adjunkt des Präſidenten der Polizeihofſtelle, der Graf Saurau, ſtets in eigener Perſon präſidirte; daß ſie demzufolge Kläger und Ríchter vorſtellte, während ihr nach den Geſeßzen nur die Obliegenheit des erſtern, nie das Amt des leßtern zugekommen wäre.

Dieſe Kommiſſion prüfte die Anklage der Polizei, die Beweiſe und die Verhörprotokolle, und es ſind gegründete Urſachen zu der Vermuthung vorhanden, daß ſie dabei niht ſehr gewiſſenhaft verfahren ſei. Die Verhöre ſelbſt glichen förmlich einem Akte der ſpaniſchen Inquiſition zu den Zeiten Philipps 11. Nachdem der Angeklagte fünf oder ſe<s Wochen verhaftet geweſen war, wurden ihm über ſeinen Namen und Stand, den Namen und Stand ſeines Vaters, den Ort ſeiner Geburt, ſein Alter, ſeine Religion u. ſt. w. Fragen vorgelegt. Dieſes Verhör dauerte bei manchem mehre Tage, ohne daß die eigentliche Urſache der Verhaftung des Angeklagten berührt wurde. Nachdem wieder einige Tage verfloſſen waren, fragte man ihn endlich, ob er wiſſe, warum er im Ge-