Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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Nicht zufrieden mit den Gewaltthätigkeiten , die man ſich ſchon erlaubt hatte, bediente man ſic auch noch niedriger Kunſtgriſfe, um die Zahl der Dpfer zu vermehren. Oder war es der Würde eines geheimen Rathes angemeſſen, daß er ſeinen ehemaligen Schulkameraden , unter dem Vorwande vertraulicher Geſpräche, auszuforſchen, daß er ihm Manches mit dem ſchmei<leriſ<hen „Wir ſind ja alte Freunde und dürfen keine Geheimniſſe für einander haben“ abzulo>en ſuchte? Vertrug es ſich mit dem hohen Begriffe, den man ſih gewöhnlich von einer Hofſtelle zu machen pflegt , daß ſie Schlingen legte oder legen ließ, um einen Vorwand zu haben, Jemanden für ſchuldig zu erklären, gegen den man auch niht den Schein irgend einer Schuld aufbringen konnte? Dieſes war der Fall bei einem jungen Manne, der während der wüthenden Jakobinerjagd öfter vor die Polizei gefordert wurde, die ihn durchaus des Umgangs mit den Verhafteten {huldig haben wollte. Da er ſh aber durch die unverwerflichſten Zeugen ausweiſen konnte, daß er nicht einmal einen einzigen von ihnen kenne, viel weniger jemals geſprochen habe, da er ſh auf angeſehene Familien berufen konnte,

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