Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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in deren Häuſern er ſeine freie Zeit zubrachte , daß auch nicht ein verdächtiges , freies Wort über ſeine Zunge geſchlüpft ſei, ſo mußte man ihn jederzeit wieder entlaſſen, da die Ungerechtigkeit , ihn feſtzuhalten, zu auffallend geweſen wäre; doch nahm man ihm das Verſprechen ab, die Stadt nicht eher zu verlaſſen, als bis er von dem Verdachte ganz gereinigt ſein würde. Indeſſen ärgerte es die geheime Polizei gewaltig, daß dieſer junge Mann, den ſie ſo gerne den übrigen Gefangenen zugeſellt hätte, weil er einer dem Baron T* verhaßten Familie angehörte, ihren Händen entgehen ſollte; ſie nahm alſo zur Liſt ihre Zufluht, um ihn zu fangen. An einem Morgen brachte ihm ein Weib einen Brief. Er eröffnete ihn und las Folgendes: Y

„Lieber Freund! Meine Verhaftung und die Urſache derſelben wird Ihnen bekannt ſein. Es bietet ſ{< mir nun eine Gelegenheit zur Flucht dar, wenn ih eine Summe Geldes opfern will. Rathen Sie mir, was ich thun ſoll, und helfen Sie mix mit dem Gelde aus. “Ich erſuche Sie um eine ſchriftliche Antwort.“

Nachdem er den Brief geleſen hatte, fragte er