Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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die Frau, von wem ſie ihn erhalten habe. „Von einèm der Staatsgefangenen,“ antwortete ſie. Dies fiel dem jungen Manne auf; er wußte, wie ſtrenge dieſe Unglücklichen bewacht würden, daß ihnen nicht erlaubt war , mit Jemandem zu reden; um \o weniger konnte er ſich vorſtellen, daß ſie aus ihrem Gefängniſſe ſollten Briefe abgehen laſſen können. Die Sache war zu plump eingeleitet, als daß ſie ihm nicht verdächtig vorkommen mußte. Er fertigte daher das Weib mit den Worten ab: „Da ex den Herrn gar nicht kenne, ſo wiſſe er ihm auch nihts auf ſein Billet, weder mündlich noch \chriftlih, zu antworten.“ Und er that recht daran; denn als ex ſh genau na<h dem Weibe erkundigte, fand es ſi<, daß ſie die Frau cines Polizeiſpions war. Jede andere Antwort auf den Brief würde ihn alſo unfehlbar der Polizei in die Hände geliefert und er als ein des Einverſtändniſſes mit den Jakobinern Ueberwieſener das Loos derſelben getheilt haben.

Wären die Angeſchuldigten wirkli<h Hochverräther geweſen, ſo hätte es des Geheimniſſes nicht bedurft, in das man den ganzen Verlauf der Unterſuchung zu hüllen befliſſen war. Das Publikum