Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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mand, dem ſein Hals lieb war, durfte es mehr wagen, den Monarchen von dem Unfuge, welchen ſie öffentlich und ohne Scheu trieben, zu unterrichten, der Dolmetſcher der Nation zu ſein und ihre Klagen vor den Thron zu bringen. Der ſchrift: liche Weg zu dem Monarchen war durch den Galgen verſchränkt , und daß ihm mündlich nichts hinterbraht wurde, was ihn aus dem Schlummer weten könnte, dafür wurde auch geſorgt. Alle, die ihn umgaben, waren Geſchöpfe der das Ruder führenden Miniſter, welche den Monarchen ſorgfältig bewachen ließen, damit ihn Niemand allein ſpreche, der Anſehen und Gewicht genug haben fönnte, um ihre Macht zu ſtürzen. Die öffentlichen Audienzen durften ſie nicht fürchten. Wehe demjenigen, der es hätte verſuchen wollen, auf dieſem Wege etwas gegen ſie zu unternehmen oder auch nur etwas ihnen Mißfälliges zu ſagen! Da der Kaiſer ihnen Alles mittheilte, was man ihm bei Audienzen mündlich oder ſchriftli<h entde>te, ſo würde die Sonne zum leßten Male über einen ſolchen Verwegenen aufgegangen ſein.

Man fand, daß Leopold die Leſe- und Schreibfreiheit no< niht genug beſchränkt habe. Noch