Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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tues, welche Joſeph 11. ganz von der Bühne verjagt hatte, nur die Köpfe zwiſchen den Kuliſſen hervorgu>en; aber unter Franz traten ſie wieder in vollem Koſtüme auf die Szene, verdrängten vollends die geſunde Vernunft, und trieben ihre Gaufeleien und Poſſenſpiele, unter lautem Beifallsklatſchen des Hofes und der Miniſter, ohne alle Scheu vor dem Volke. So finſter war es nicht zu den Zeiten der Ferdinande, als es nun in Oeſterreich anfing zu werden. Der Geiſt des Zeitalters entſchuldigte manche aus frommer Ueberſpannung hervorgehende Thaten jener Monarchen; aber was fonnte Franz IT. zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts entſchuldigen, daß er den Feind, ſtatt durch eine tapfere Armee und geſchi>te Generale, mit Abläſſen ſchlagen wollte? Und doch that er dies im Jahr 1794. Freilih muß man, um gerecht zu ſein, geſtehen, daß der erſte Gedanke dazu nicht aus ſeinem Kopfe kam. Der Kardinal Migazzi brachte die Poſſe in Vorſchlag, und der gute Kaiſer willigte ein. Pius VI. , dem Joſeph Il. die Reiſe Heinrichs IV. nah Canoſſa einigermaßen vergolten hatte, wurde aus eben der Kaiſerſtadt, wo ſhon Maria Thereſia keine ſeiner