Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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Oberhand. Der Kaiſer willigte ein, ſeinem Reiche und Deutſchland den Frieden zu geben, und dieſer wurde zu Campo-Formio geſchloſſen.

Betäubte ‘die Nachricht von der Annäherung Bonaparte's alle Einwohner, erfüllte der Anbli>k “dex Vertheidigungsanſtalten ihre Gemüther mit Angſt und Schre>en, ſo machte die fröhliche Botſchaft ‘des Friedens in jedes Herz neues Leben einſtrômen, ſo verdrängte unbeſchreibliche Freude und heitere Zufriedenheit in einem Augenblicke alle früz hern Empſindungen der Trauer und des Mißvergnügens. Man ſah“ fröhliche Menſchen munter und in zahlloſen Haufen jubelnd ‘die Gaſſen der Stadt durchwandern, wo noch kurz vorher bekümmerte, zur Erde gebeugte Geſichter langſam und vereinzelt umher ſchlichen. „Es iſt Friede!“ war der erſte Gruß, den Einer dem Andern gab. „Es iſt Friede!“ war das lezte Wort, wenn man von ‘einander ſchied. Die Staatspapiere, welche bis auf fünfzig Prozent unter Pari gefallen waren, ſtiegen wieder; die Lebensmittel wurden wohlfeiler, und das Land ſchien über der Hoffnung ‘des Segens, den ihm der Friede für: die