Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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cherlei Art kränken, ihn mißvergnügt machen, und dazu benußten ſie jede Gelegenheit, die ſich ihnen darbot.

Der Erzherzog erwarb ſh dur< die weſentlichen Dienſte, die er dem Vaterlande geleiſtet hatte, die Achtung und Liebe aller Einwohner der öſterreichiſchen Monarchie. Dieſe Liebe, diefe Achtung, welche der junge Held vorzüglich in Böhmen und bei der Armee genoß, benußte man, um den Kaiſer gegèn ſeinen Bruder mißtrauiſch , auf ihn eiferſüchtig zu machen, und ſo den Bruder immer mehr von dem Bruder zu entfernen, die Vertraulichkeit zwiſchen beiden in kalte Zurückhaltung zu verwändeln und ſe einander wo möglich ganz zu entfremden. Allerdings empfing das Publikum den“ Erzherzog, wo er ſh vffentlich zeigte, mit den ungeheucheltſten Beweiſen der Zuneigung, und das Vivat Karl“ kam- mehr aus dem Herzen, als das bei gewiſſen Gelegenheiten laut werdende „Es lebe der Kaiſer!“ Auch ließ es ſh nicht läugnen, daß Karl das Zutrauen und die Liebe der Armee in höherm Grade beſaß, als Franz. Genug, um dem guten Kaiſer vielleicht vor ſeinem eigenen Bruder Furcht einzuflößen.