Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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als ein Beweis der großen Herrſcherklugheit Leopolds geprieſen wurde, zog dieſem Monarchen von Vielen ſtrengen Tadel zu. Wo die Erſtern unausweichlichhe Nothwendigkeit, die Andern außerordentliche Klugheit ſahen, wollten die Lettern nur kleinliche Furcht , unverzeihliche Aengſtlichkeit erblicken. Sie läugneten nicht, daß dem Monarchen eine allgemeine Unzufriedenheit vorgeſpiegelt, daß ihm vorgeſtellt wurde, der Bauernſtand wünſche noch mehr als der Adel die Abſchaffung der neuen Steuerregulirung, und man müſſe einen Aufſtand fürchten, wenn das ganze Geſchäft nicht ſo bald als möglih aufgegeben würde. Daß Adel und Geiſtlichkeit ihre Zuflucht zu Erdichtungen nahmen, um den neuen Herrſcher nah ihren Abſichten zu lenken, war natürlich und den alten Gewohnheiten dieſer Stände ganz gemäß; allein dem Kaiſer war nicht zu verzeihen, daß er, wohl aus übertriebener Furchtſamkeit, ihrem Vorgeben ſogleih Glauben ſchenkte. Es hätte ihm bedenklich vorkommen ſollen, daß alle Vorſtellungen gegen das neue Steuerſyſtem nur vom Adel und von der begüterten Geiſtlichkeit ausgingen, und daß kein einziges Geſuch um deſſen Aufhebung von den Bauern an ihn