Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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verſuchen ſollte, ſie dur< Empörung wieder zu erlangen, wenn der neue Monarch ſich weigerte, ſie ihm zurückzugeben. Leopold hätte, um ſich dieſe Veberzeugung zu verſchaffen, nur unterſuchen dürfen, ob die in Frage ſtehenden Freiheiten und Vorrechte der ganzen Nation, oder nur einigen Kaſten eigen waren, und er würde gefunden haben, daß die ſogenannten Stände eigentlich nur aus den geiſtlichen und weltlichen Herren zuſammengeſekt waren, die Bürger und Bauern aber nur dann in Anſchlag kamen, wenn zu beſchließen war, daß ſie ihre Söhne ins Feld ſtellen und einen Theil ihrer Habe auf den Altar des Vaterlandes legen, d. h. in die Staatsfkaſſen abliefern ſollten, zu denen jene Herren die Schlüſſel beſaßen. Solche ſändiſche Vorrechte und Freiheiten konnten wahrlich weder für den Bürger noh für den Bauer o anlo>end ſein, daß er ſein Leben daran wagen ſollte, ſie dem Monarchen abzutroßen. Sobald ausgemacht war, daß die ſogenannten Eingriffe Joſephs in die Freiheiten der Nation nur die angemaßten Rechte des kleinſten Theiles derſelben \{hmälerten, dem größten Theile aber vortheilhaft waren, konnte Leopold nach dem Beiſpiele ſeines Bruders, von