Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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ſie verbannt hatte, hervorgeſuht, vom Staube gereinigt, friſch ausgeſchmü>t auf die Altäre geſtellt und aufs Neue mit der Befugniß verſehen, Wunder zu wirken. Indeſſen hatte das ſparſame Licht , welches unter Joſeph's Regierung die Köpfe zu erhellen anfing, das Volk für die geiſtlichen Gaukeleien {hon weniger empfängli<h gemacht; es ſtrômte den Gnadenorten niht mehr in ſolcher Menge zu, wie vordem; hier und da wurden Aeußerungen laut, daß der Wunderfraft der Heiligen, weß Standes und welcher Würde ſe auch ſeien, niht viel zugetraut werden könne; man bezahlte weniger für Meſſen und aß ſogar noh, wie ehe und vor, an gebotenen Faſttagen Fleiſch. Solche Irrlehren auszurotten, wurden die Predisger angewieſen, das Volk eines Beſſern zu belehren, d. h. ſie mußten nun dem Aberglauben von der Kanzel eben ſo ſehr das Wort reden, als ſie unter Joſeph verpflichtet waren, denſelben zu bekämpfen. Daß man auf ſolche Weiſe die Prediger zwang, das Nämliche von der heiligen Stätte weiß zu nennen, was ſie noh ver einigen Wochen ſchwarz genannt hatten, bewirkte häufig das Gegentheil von dem, was man bezwe>en wollte.